Die Burschenschaft Balbach und die Balbinen helfen dabei, dass Betrieb der Biedenkopfer Tafel auch in Corona-Zeiten weiterlaufen kann.
Die Mitglieder der Burschenschaft Balbach und die Balbinen haben den Tafel-Mitarbeitern die Arbeit abgenommen und Lebensmitteltüten ausgegeben. Foto: Sascha Valentin
BIEDENKOPF. Die Kunden der Tafel gehören zu jenen Menschen, die die Auswirkungen der Corona-Krise besonders beutelt: Schon wenn die Gesellschaft im "Normalbetrieb" läuft, ist es für sie aufgrund ihrer finanziellen Situation oftmals schwierig, über die Runden zu kommen.
Durch die Beschränkungen aufgrund der Pandemie verschärft sich ihre Lage nun zusätzlich. Denn die Tafeln, von denen die Menschen, die an der Schwelle zur Armut leben, ihre Lebensmittel beziehen, haben ihren Betrieb vorläufig eingestellt. "Unsere Mitarbeiter sind zum überwiegenden Teil Rentner, die ja selbst zur Risikogruppe einer Infektion gehören", erklärt Helmut Kretz, Vorsitzender der Biedenkopfer Tafel. Dass sie in dieser Zeit weiterarbeiteten, sei einfach nicht zu verantworten. Das betrifft sowohl die Ausgabe der Lebensmittel, wie auch das Abholen in den Märkten. "Das kriegen wir in der momentanen Lage logistisch einfach nicht geregelt", so Kretz.
Hinzu kommt, dass viele Märkte aber auch schlichtweg keine Lebensmittel mehr abzugeben haben - entweder, weil diese restlos ausverkauft sind oder weil die Marktleiter vereinzelt ihren Mitarbeitern als Dank für deren Leistungen Ware mit nach Hause geben, erzählt Kretz. Alleine die Biedenkopfer Tafel versorgt rund 800 Kunden - davon rund ein Drittel Kinder. Um die Betroffenen während dieser schwierigen Zeit nicht alleine zu lassen, haben die Tafel-Mitarbeiter nun eine einmalige Aktion gestartet: Mit Handschuhen und Mundschutz haben sie Care-Pakete für ihre Kunden gepackt. "Weil es ja derzeit keine frischen Waren gibt, mussten wir dabei auf unsere eisernen Reserven zurückgreifen", sagt Helmut Kretz.
Dabei handele es sich ausschließlich um haltbare Lebensmittel wie Marmelade, Reis, Nudeln oder Konserven, die über das Großlager in Wetzlar an die regionalen Tafeln verteilt werden. Aber auch aus der Rewe-Aktion "Fünf-Euro-Tüten" seien noch einige haltbare Lebensmittel im Bestand, die nun ausgegeben werden könnten. Bei der Verteilung der Care-Pakete hat die Tafel übrigens Unterstützung von den Mitgliedern der Burschenschaft Balbach sowie den Balbinen erhalten. Sie haben sich spontan bereit erklärt, die Ausgabe der Pakete zu übernehmen, um dadurch die betagten Tafel-Mitarbeier keiner zusätzlichen Gefahr auszusetzen. "Das ist natürlich eine unglaubliche Hilfe für uns", freut sich Helmut Kretz über die Initiative der Burschen und Mädchen.
Insgeheim hofft er darauf, dass vielleicht der eine oder andere von den Jugendlichen hängen bleibt und die Tafel auch künftig unterstützt. "Denn je länger die Einschränkungen des öffentlichen Lebens und die Kontaktverbote gelten, desto mehr befürchte ich, dass gerade unsere älteren Mitarbeiter vielleicht gar nicht mehr zurückkehren", erklärt Kretz. Für die Tafeln wäre das ein herber Verlust, weil jede Hilfe benötigt werde, um den wöchentlichen Betrieb am Laufen zu halten.
Um bei der Ausgabe der Care-Pakete Warteschlangen und das Aufeinandertreffen von zu vielen Personen zu vermeiden, haben die Tafel-Mitarbeiter die Kunden zuvor angerufen und mit diesen feste Zeiten vereinbart, wann sie ihre Tüten abholen konnten.
"Wir wollen mit dieser Aktion den hilfsbedürftigen Menschen in unserer Gesellschaft unsere Verbundenheit zeigen, auch wenn die Rahmenbedingungen derzeit schwierig sind", so Kretz.
Ob es bei einer einmaligen Aktion bleibt oder in Zukunft noch ein zweites Care-Paket gepackt werden kann, vermag er indes noch nicht zu sagen. "Das hängt im Wesentlichen ja auch von der Menge an haltbaren Lebensmitteln ab, die den Tafeln auch weiterhin zur Verfügung gestellt werden", betont Kretz. Derzeit sei jedenfalls noch nicht abzusehen, wann der reguläre Tafelbetrieb und damit auch das Abholen von Waren wieder aufgenommen werden könne.